Wie wird WEST SYSTEM Epoxid verwendet?

Kleben bei niedrigen Temperaturen

Sie können Epoxidharz auch bei niedrigen Temperaturen verarbeiten. Sie müssen nur besondere Vorkehrungen treffen, um ein akzeptables Langzeitverhalten zu erreichen. Diese sind durchaus nicht aufwändig oder schwierig und treffen nicht allein auf WEST SYSTEM® Epoxidharz zu.

Bei jedem Epoxidharz, das bei niedrigen Temperaturen verarbeitet wird, werden

Leistungsfähigkeit und Merkmale beeinflusst, was, besonders wenn es in schwierigen strukturellen Bootsbau-Anwendungen verarbeitet wird, zu Schwierigkeiten und Problemen führen kann. Aufgrund der unterschiedlichen Formulierungen der Harze ist es nicht einmal sicher, dass sie alle bei niedrigen Temperaturen vollständig aushärten. Die Vorkehrungen sind jedoch weder aufwändig noch schwierig.

Chemische Eigenschaften

Wenn Sie Epoxidharz und Härter mischen, setzt eine chemische Reaktion ein, die als Nebeneffekt Wärme entwickelt. Dies wird exotherme Reaktion genannt. Die Umgebungstemperatur beeinflusst dabei den Ablauf dieser Reaktion. Hohe Temperaturen beschleunigen den Vorgang, niedrige verlangsamen ihn.

Läuft der Vorgang zu langsam ab, kann das Epoxidharz zwar hart werden, aber möglicherweise nicht vollständig aushärten und damit auch nicht seine physikalischen Eigenschaften erreichen. Hierin liegt nun die Gefahr, dass das Epoxidharz zwar genug Festigkeit besitzt um die Bauteile zusammenzuhalten, aber schon bei normalem Gebrauch durch Dauerbelastung nach einiger Zeit versagt.

Verarbeitungseigenschaften

Die Umgebungstemperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die Verarbeitungseigenschaften von nicht ausgehärtetem Epoxidharz. Änderungen der Temperatur beeinflussen stark die Viskosität (die Fließfähigkeit) des Harzes. Im Gegensatz dazu verändert sich die Viskosität von Wasser (bis zum Gefrieren) bei unterschiedlichen Temperaturen kaum. So hat eine Temperaturänderung von 15°C auf Epoxidharzmoleküle eine 10mal höhere Auswirkung als auf Wassermoleküle. Je niedriger die Temperatur ist, desto dickflüssiger wird das Epoxidharz und die Fließfähigkeit wird stark reduziert. Dies hat drei schwerwiegende Folgen für das Arbeiten mit Epoxidharz bei niedrigen Umgebungstemperaturen.

a.) Zunächst ist es schwieriger, Harz und Härter gründlich zu mischen: das Harz fließt schwerer durch die Dosierpumpen und aus den Behältern; Harz und Härter bleiben an den Pumpen, den Behälterwänden und den Mischwerkzeugen kleben. Aufgrund der niedrigen Temperatur setzt auch die chemische Reaktion nicht so zügig ein und bedingt eine nicht in Gang kommende exotherme Reaktion; zusammen mit einer evtl. unvollständigen oder ungenauen Mischung ist das Ergebnis eine mangelhafte Verklebung.

b.) Das angemischte Epoxidharz ist durch seine Zähflüssigkeit, ähnlich wie kalter Honig, schwerer zu verarbeiten. Das Beschichten und Vortränken von Oberflächen ist extrem schwierig.

c.) Außerdem werden beim Mischen Luftblasen mit eingerührt, die durch die hohe Oberflächenspannung des kalten Harzes, nicht aufsteigen können. Dies ist besonders störend, wenn Sie das Boot später noch klar lackieren oder Osmose-Reparaturen ausführen möchten.

Verarbeitung bei niedrigen Temperaturen

Bisher haben wir aufgezählt, was die Verwendung von Epoxidharz bei niedrigen Temperaturen schwierig und gefährlich macht. Mit etwas vorausschauender Planung und gewissen Vorkehrungen können Sie diese Probleme jedoch beherrschen und ihre Folgen vermeiden. Im Folgenden finden Sie sechs Grundregeln für die Verarbeitung von Epoxidharz bei niedrigen Temperaturen. Wir arbeiten schon seit mehr als 30 Jahren danach und haben noch niemals Schwierigkeiten mit der Verarbeitung von WEST SYSTEM Epoxidharz wegen zu niedriger Temperaturen gehabt.

1. Benutzen Sie den WEST SYSTEM 205WEST SYSTEM 205 schnellen Härter

WEST SYSTEM 205 Härter ist mit einem chemisch aktivierten Polyamin-System ausgestattet, das eine gute Härtung bis herunter zu Temperaturen von 5°C gewährleistet. Das Gemisch härtet schnell aus und hat im ungehärteten Zustand eine kürzere offene Zeit, so dass sich die Wahrscheinlichkeit einer nicht kompletten Härtung durch niedrige Temperaturen verringert.

2. Füllen Sie Harz und Härter im richtigen Verhältnis ab

Alle Epoxidharze sind für ein bestimmtes Mischungsverhältnis von Harz und Härter formuliert. Sie müssen dieses vom Hersteller vorgeschriebene Verhältnis unbedingt einhalten. Zuviel Härter beschleunigt den Härtevorgang nicht, aber die falsche Mischung beeinträchtigt die Festigkeit. Hinweis: Die WEST SYSTEM Minipumpen sind so ausgelegt und kalibriert, dass sie bei jedem Pumpenhub die richtige Menge Harz oder Härter fördern.

3. Wärmen Sie Harz und Härter vor Gebrauch an

Wie schon oben erwähnt, sinkt die Viskosität, je wärmer Harz und Härter sind. Dünnflüssiges Harz und dünnflüssiger Härter fließen besser durch mechanische Pumpen, haften nicht so stark an Behältern und Werkzeugen, lassen sich leichter verarbeiten und tränken die Werkstoffe besser.

Sie können die beiden Epoxidharzbestandteile mit einer Wärmelampe vorwärmen oder sie einfach in einem gut geheizten Raum aufbewahren, bis sie verwendet werden. Sie können sich auch einen einfachen Wärmekasten bauen, der innen mit beschichteter Mineralwolle isoliert ist, und darin das Harz und den Härter aufwärmen. Halten Sie mit einer Glühbirne oder einem Heizelement den Kasten auf Temperatur, die jedoch nicht über 30°C liegen sollte.

4. Mischen Sie das Harz und den Härter sorgfältig Mischen Sie das Harz und den Härter besonders sorgfältig und länger als normal. Streifen Sie die Seiten und den Boden des Mischbechers wiederholt mit einem flachen Mixstab ab, um alle Ecken und Kanten des Gefäßes zu erreichen. Ein im Durchmesser kleineres Gefäß unterstützt auch die chemische Reaktion, da die kleinere Oberfläche nicht soviel Wärme abgibt, die sich durch die beginnende Härtung entwickelt.

5. Wärmen Sie die Klebeflächen vor Es hat wenig Zweck, warmes Epoxidharz auf eine kalte Fläche aufzutragen, da sich die Molekülbildung im Harz sofort verlangsamt. Die Klebeflächen müssen also vorher auch auf eine höhere Temperatur gebracht werden. Außerdem kann es zu Kondensation von Wasser kommen, z.B. wenn ein kalter Rumpf in eine warme Umgebung kommt, was die Härtung des Epoxidharzes beeinträchtigt. Wärmen Sie daher das Bauteil so gut wie möglich an. Sie können dies z.B. durch den Aufbau eines kleines Zeltes oder durch Anwärmen mit einer Heißluftpistole oder einer Wärmelampe erreichen. Kleine Teile, wie z. B. Glasgewebe, können Sie auch in dem beschriebenen isolierten Kasten vorwärmen.